Selbstverständnis
Der gemeinnützige Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Kreuzberg – San Rafael del Sur e.V. erfüllt die von ihm 1984 initiierte und 1986 offiziell begründete kommunale Partnerschaft zwischen dem Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und dem nicaraguanischen municipio (Landkreis) San Rafael del Sur mit Leben. Der Verein ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig.
Unter Partnerschaft versteht der Verein, dass Menschen unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds, unterschiedlicher Sprache und Lebensbedingungen einander respektieren, voneinander lernen und sich unterstützen. Der interkulturelle Austausch zwischen Menschen aus Berlin bzw. der Bundesrepublik Deutschland und Menschen aus San Rafael del Sur und Nicaragua soll den Gedanken der Völkerverständigung und –freundschaft stärken. Dafür sind persönliche, möglichst intensive Begegnungen die beste Möglichkeit. Diese Begegnungen sollen aber nicht nur Besuchscharakter haben. Wirkliches gegenseitiges Kennenlernen geschieht nur durch das Teilen des Alltags, dadurch, dass man miteinander lebt und arbeitet.
Der Verein organisiert deshalb, im Rahmen seiner Möglichkeiten, möglichst viele und intensive Begegnungen zwischen den Menschen beider Partnergemeinden bzw. Länder. Zurzeit ist es aus finanziell-organisatorischen Gründen noch immer leichter, Menschen aus dem Norden Aufenthalte in San Rafael del Sur zu ermöglichen, als umgekehrt. Der Verein sieht aber die Notwendigkeit, dass mehr Menschen als bisher aus San Rafael del Sur ihrerseits Berlin und die hiesigen Lebensbedingungen erfahren und hier über sich und ihr Land berichten.
In Berlin leistet der Verein eine intensive Informations- und Öffentlichkeitsarbeit nicht nur bezüglich der Partnergemeinde San Rafael del Sur, sondern auch zu Themen, die darüber hinausgehen. Die Verantwortung der industrialisierten Länder für die Situation und die Entwicklung im globalen Süden soll in der Berliner Bevölkerung stärker bewusst werden. Dies betrifft z. B. die Wirtschaftsbeziehungen, die weitgehend vom globalen Norden diktiert werden. Erst eine gerechte, gleichberechtigte Weltwirtschaftsordnung wird zu einer tatsächlichen und nicht nur politisch behaupteten Emanzipation des globalen Südens führen.
Auch die häufig inakzeptablen Arbeitsbedingungen in den Ländern des globalen Südens und die Auswirkungen des vom Norden zu verantwortenden Klimawandels sind Themen, die der Verein in der deutschen und nicaraguanischen Bevölkerung stärker ins Bewusstsein bringen will.
Transparenz ist dem Verein wichtig. Seine Vorstandssitzungen sind öffentlich. Über die Projektarbeit in San Rafael del Sur und die Verwendung der Mittel wird regelmäßig in der Zeitschrift „Atabal de Nicaragua“, auf der Website und in anderen Veröffentlichungen berichtet. Jedes Jahr unterzieht sich der Verein der intensiven Prüfung durch das „Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen“ (DZI) und erhält seit 2006 alljährlich dessen Spendensiegel, das einen transparenten und angemessenen Umgang mit den Spenden bescheinigt.
Die Beziehungen zu offiziellen Stellen in San Rafael del Sur wie der Gemeindeverwaltung werden bisher hauptsächlich vom Verein getragen. Notwendig ist aber eine direkte Beziehung und Zusammenarbeit der lokalen Politiker_innen und der Verwaltungen beider Seiten. Der Verein bemüht sich auch darum. Wichtig sind Vernetzung und Kooperation mit anderen Nichtregierungsorganisationen, die in der entwicklungspolitischen Bildungs- oder Entwicklungszusammenarbeit aktiv sind. Der Verein ist Gründungsmitglied des „Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlags“ (BER) und bei „Berlin Global Village“.
Der Verein unterstützt durch die Beantragung der nötigen finanziellen Mittel die Bevölkerung in San Rafael de Sur darin, ihre Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern. Dafür wirbt er in Berlin um Spenden und beantragt Zuschüsse der öffentlichen Hand (Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Berliner Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit, Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ, und Europäische Union). Die Projekte in San Rafael del Sur wenden sich insbesondere an gesellschaftlich und / oder wirtschaftlich schwache Gruppen wie die Landbevölkerung, Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderungen.
Der Verein arbeitet bei der Entwicklung und Durchführung von Projekten eng mit Repräsentant_innen und Organisationen dieser Bevölkerungsgruppen zusammen. Seit Mitte der 1990er Jahre existiert in San Rafael del Sur eine aus diesen Menschen und Organisationen hervorgegangene Nichtregierungsorganisation: das Centro de Desarrollo Rural (Zentrum für ländliche Entwicklung, CEDRU).
CEDRU ist seither der für den Verein wichtigste Partner bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten in San Rafael del Sur, die im Sinne einer integrierten Armutsbekämpfung praktisch sämtliche Lebensbereiche umfassen (siehe „Projektfelder“). Die in vielen Projekten unerlässliche Kooperation mit staatlichen Stellen geschieht in gegenseitigem Respekt und kann Synergieeffekte bewirken. Der Verein setzt sich für eine Städtepartnerschaft „von unten“ ein – getragen und gelebt von den Bevölkerungen, aber auch aktiv gewollt und gefördert von den politisch Verantwortlichen und den Verwaltungen beider Gemeinden.