Der nationale Wahnsinn
Die nationale Groteske macht schaudern. Die Besessenheit des Präsidenten, die Jagd nach Parlamentssitzen, die politische Verblendung. Teufelskreis aus Unsinnigkeiten, Korruption, Verlust der Parameter. Man hört ihnen zu. Egal. Jacke wie Hose. Ideologien sind untergegangen, Prinzipien. Die Politik ist zu einem Zirkus geworden. Tragisch in einem Land in Agonie. Zum die Hoffnung verlieren. Ermüdend. Die Auslandsverschuldung ist in drei Jahren um 400 Millionen Dollar gestiegen. Sie beläuft sich jetzt auf 6,498 Milliarden. Eine Million Kinder gehen nicht zur Schule. 85% der Bevölkerung leben in Armut. Erschütternde Daten, Zahlen. Sie zählen nicht. Die politische Klasse hält sich heraus. Keine Parteien. Gruppen, die um die Macht streiten. Kein Patriotismus. Ehrgeiz. Maßlosigkeit. Unterwürfigkeit. Daher die Bündnisse von gleich zu gleich, gegen alle Natur. Die Kräfte vereinen, um die Macht zu erringen. Die Macht um der Macht willen. Negation der Politik. Des Landes.
Es gibt keine Programme, Ideen, Vorschläge, Nicaragua vom Stillstand zu befreien. Nur ungezügelte Karrieren. Geier über einer Leiche. Der Leiche eines Landes, das bessere Leute verdient. Tragisch die sandinistische Zerissenheit. Verschwommen die Ideale, die Mystik abhanden gekommen, nur wenig unterscheiden sich die Schurken, Opportunisten, Tolpatsche. Trauriges Ende. Vom Traum zum Irrtum. Niemand ruft zum Nachdenken auf. Zur Vernunft. Afrikanisiertes Nicaragua. Das schlechtere Afrika. So begann die Tragödie in Somalia. Die Blindheit kennt keine Grenzen. Der Wahnsinn ebenso wenig.
Augusto Zamora R. in: El Nuevo Diario, Managua, 25. Juli 2000