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Offener Brief zu den Terroranschlägen in den USA

Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (BER e.V.)

Den nachstehenden Offenen Brief des BER e.V. hat unser Verein mit unterzeichnet. Der BER e.V., bei dem unser Verein Gründungsmitglied ist, ist ein Zusammenschluss Berliner entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen.

 

Offener Brief zu den Terroranschlägen in den USA

Mit Bestürzung und Entsetzen haben wir die Nachrichten und Bilder der Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 aufgenommen. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der zahlreichen unschuldigen Opfer. Wir trauern mit ihnen und erklären unsere Solidarität mit allen Betroffenen. Das entsetzliche Ausmaß der Anschläge und die Wirkungen haben bereits jetzt eine historische Tragweite erreicht, die weit über die Grenzen der USA hinausgeht. Terrorismus ist ein nicht zu entschuldigendes Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wir verurteilen mit aller Deutlichkeit diese Anschläge.

 

Die Bundesregierung hat den Vereinigten Staaten bedingungslose Solidarität versichert und im Rahmen der NATO den kollektiven Verteidigungsfall im Rahmen des Beistandspaktes erklärt. Wir sind zutiefst besorgt, dass damit die Eskalation der Gewalt weiter vorangetrieben wird. Bedingungslose Solidarität kann nicht bedeuten, im Rahmen von "Vergeltungsschlägen" den Tod von weiteren Zivilisten zu tolerieren oder gar zu unterstützen.

 

Wir alle sind aufgerufen, nach Wegen zu suchen, um weitere Katastrophen zu verhindern. Dem gewachsenen Bewusstsein über die weltweiten Zusammenhänge und gegenseitige Abhängigkeiten muss nun die gemeinsame Verantwortung für diese EINE WELT folgen. Der Wunsch nach Rache und Vergeltung kann dabei kein Ausweg sein.

 

Wir beobachten jedoch mit großer Sorge und Angst die Tendenz zur vorschnellen Verurteilung ganzer Völker, Staaten und Religionsgemeinschaften. Wir befürchten, dass mit solchen Äußerungen ungerechtfertigterweise einzelne Menschen und Nationen verunglimpft werden, die diese Terroranschlägen genauso verurteilen wie wir. Schlimmer noch, die formulierte Aufteilung in die zivilisierte und die unzivilisierte Welt ist fatal und es besteht die Gefahr, dass die Anstrengungen um den Frieden rund um den Erdball zerstört werden. Schon durch die pauschalen Schuldzuschreibungen und Racherufe, erst recht aber durch die angekündigten Vergeltungsakte, können Konfliktherde weiter geschürt, Gewaltexzesse, Vertreibungen und Fluchtwellen auf der ganzen Welt ausgelöst werden. Für rassistische Übergriffe wird durch die Anschläge neuer Nährboden geschaffen. Auch hier in Deutschland sehen sich Mitbürger(innen) arabischer Herkunft und Muslime bereits Drohungen, Verunglimpfungen und Hetztiraden ausgesetzt. Wir alle sind deshalb zu besonderer Umsicht und Besonnenheit aufgerufen.

 

Die Ereignisse des 11. September sollten weltweit Anlass sein, die Gewaltspirale zu durchbrechen. Dieser Tag könnte der Anfang vom Ende der Gewalt sein. Die wirksame Bekämpfung des weltweiten Terrorismus ist nur möglich, wenn nach den Ursachen für die politischen Konflikte gesucht und gesamtgesellschaftliche und gewaltfreie Lösungsmöglichkeiten gefunden werden. Gefragt sind jetzt nicht militärische Vergeltungsmaßnahmen, sondern ein konzertiertes Vorgehen der Staaten auf internationaler Ebene im Rahmen der Vereinten Nationen. Initiativen wie die Einrichtung eines internationalen Strafgerichtshofes oder die Ächtung der Herstellung und des Verlegens von Landminen haben den Wert und die Möglichkeiten der UN bewiesen.

 

Wir appellieren deshalb an die Bundesregierung, ihren Einfluss gegenüber der amerikanischen Regierung in diesem Sinne geltend zu machen und auf ein abgestimmtes politisches Vorgehen gegenüber dem Terrorismus zu drängen, anstatt auf militärische Vergeltungsmaßnahmen zu setzen. Die Sicherheit und der Frieden aller Menschen ist nicht mit Gewalt und Tod zu erlangen, sondern nur durch Dialog und Gerechtigkeit.

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