Ohne Moos nix los?
Die StäPa beim Bildungsprogramm der Importshopmesse 2005
Im September 2000 wurden von den UN die sog. Millenniumsentwicklungsziele verabschiedet, die bis 2015 verwirklicht sein sollen und die neben der Reduzierung der extremen Armut deutliche Verbesserungen in Gesundheit, Bildung, Ökologischer Nachhaltigkeit und anderen Bereichen beinhalten. Leider wird die Erfüllung dieser Millenniumsziele immer unwahrscheinlicher, denn immer noch leben weltweit rund 1,2 Milliarde Menschen in extremer Armut und fast jedeR Fünfte kann nicht einmal die elementarsten Grundbedürfnisse befriedigen. Deshalb ist es besonders wichtig, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Missstände in der Welt zu schaffen und gleichzeitig Möglichkeiten aufzuzeigen, wie jedeR Einzelne sich aktiv im Kampf gegen extreme Armut engagieren kann. Für eine zukünftige Verbesserung der Lebensqualität auf der ganzen Welt gilt es dabei vor allem, die nächste Generation - sprich die Kinder und Jugendlichen - für diese Thematik zu sensibilisieren.
Dies hat sich auch das Entwicklungspolitische Bildungsprogramm, das im Rahmen der jährlich in Berlin stattfindenden Importshopmesse angeboten wird, zum Ziel gesetzt, und so stand in diesem Jahr vom 9. bis 13. November alles unter dem Motto "Was braucht der Mensch? Vom Zuviel und Zuwenig - Grundbedürfnisse in aller Welt".
Der Veranstalter KATE e.V. (Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung) hatte insgesamt 26 entwicklungspolitische Organisationen aus Berlin und Brandenburg eingeladen, die für ein sowohl thematisch als auch regional breit gefächertes Programm sorgten. Hier konnten sich Kinder und Jugendliche auf spielerische und anschauliche Weise entwicklungs- und umweltpolitisch weiterbilden. So erfuhren sie zum Beispiel beim "Klimafrühstück", wie viel Natur der Mensch (ver)braucht, lernten "Gute Hölzer" von "Schlechten Hölzern" zu unterscheiden, bekamen beim gemeinsamen Brotbacken einen Einblick in das schwierige Leben der Nomaden der Sahelzone oder entdeckten die traurige Herkunft ihrer Markenkleidung: Den Sweatshop. Bei allem ging es dabei um die Frage: Was sind eigentlich die Grundbedürfnisse des Menschen? Dabei sollten den TeilnehmerInnen insbesondere globale Zusammenhänge an konkreten Beispielen vermittelt werden. Vor allem aber war es Ziel der Veranstaltung, den Kindern und Jugendlichen ihre eigenen Handlungskompetenzen aufzuzeigen, d.h. ihnen zu verdeutlichen, wie sie selbst - auch im kleinen Rahmen - aktiv daran teilhaben können, die Situation in den Entwicklungsländern zu verbessern.
Auch die Stäpa war mit einem eigenen Beitrag auf der Bildungsmesse vertreten. Im eigens konzipierten Rollenspiel "Emilias Einkaufszettel: Ohne Moos nix los", versetzen sich die Kinder in die Lage einer nicaraguanischen Familie, die mit einem sehr begrenzten Budget ihre Monatseinkäufe planen muss. Hierbei stellt sich automatisch die Frage nach den Grundbedürfnissen des Menschen, nach dem, was man am nötigsten braucht und dem, worauf man eher verzichten kann. Auf Grundlage dieses Entscheidungsprozesses entsteht im Anschluss an das Spiel eine Diskussion, in der zum einen die Probleme aufgezeigt, zum anderen Lösungsvorschläge herausgearbeitet werden.
Da sich bisher nur einmal die Gelegenheit ergeben hatte, das Spiel zu testen (bei der Lateinamerika-Woche im FEZ im September), waren natürlich alle besonders gespannt, ob es im Rahmen des Bildungsprogramms der Importshopmesse erfolgreich verlaufen würde. Und tatsächlich beteiligten sich die Kinder fast ausnahmslos mit viel Begeisterung und Engagement am Spiel und überraschten uns bei der anschließenden Diskussion nicht selten mit ihren kreativen und innovativen Lösungsvorschlägen. Anhand der vielen Fotos, die wir in unserem Stand ausgestellt hatten, konnten wir ihnen zudem den Alltag in Nicaragua etwas näher bringen. Es zeigte sich, dass spielerische Komponenten und ernsthafte Diskussionen sich hier nicht entgegenstanden, sondern zu einem spannenden Erlebnis ergänzten, bei dem auch die pädagogische Wirkung nicht zu kurz kam. Um die Kinder nicht mit leeren Händen fortzuschicken und ihnen die Thematik mit nach Hause zu geben, waren zuvor Arbeitsmappen erstellt worden, in denen sich in kindgerechter Form Informationen zu Nicaragua und der Stäpa mit ihren Projekten befanden. Zudem beinhalteten die Mappen alle nötigen Materialien, um das Spiel auch zuhause oder in der Schule nachspielen zu können. Auch dies erwies sich als sehr erfolgreich, denn nicht nur die Kinder waren an den Mappen interessiert, auch Erwachsene (z.B. LehrerInnen), die an unserem Spiel Interesse zeigten, nahmen sich gerne eine Mappe zur Information mit. Da sich "Emilias Einkaufzettel" auf eine bestimmte Altersgruppe beschränkt (nach unserer Erfahrung ist es für die 3. bis 6. Klasse am besten geeignet), mussten wir an unserem Stand flexibel sein, um auch den älteren Jugendlichen etwas bieten zu können. So luden wir diese zu Gesprächsrunden ein, bei denen wir sie - teils durch Erzählungen, teils durch Fotomaterial - mit dem Leben und den Problemen der Bevölkerung in Nicaragua vertraut machten, um anschließend mit ihnen darüber zu diskutieren und ihnen die Projekte der Stäpa vorzustellen. Zudem hatten wir auch für die Jugendlichen eine Informationsmappe erstellt, die gerne mitgenommen wurde.
Durch die vielen positiven Erfahrungen, die mit "Emilias Einkaufszettel" gemacht wurden, steht nun die Überlegung im Raum, dieses Rollenspiel auch weiterhin im Rahmen der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Zudem erreichten uns bereits Anfragen, ob wir das Spiel zukünftig nicht auch an Schulen vorstellen möchten, was natürlich eine hervorragende Möglichkeit wäre, die Bildungsarbeit der Stäpa auszuweiten.
Mareike Kühnel