FOMEDUSA
Im August 2008 endete nach 30 Monaten Laufzeit das von der EU geförderte Projekt PISA zur Ernährungssicherung von Frauen und Kindern.
Mit der Durchführung präventiver Gesundheitsmaßnahmen, insbesondere für Frauen, Mütter und kleine Kinder, führten der Verein und CEDRU einen Schwerpunkt des Projekts PISA fort. In Anlehnung an die Milleniumsziele 4, 5 und 6 wurde durch die Vermittlung relevanter Kenntnisse zu Ernährung, Familienplanung und Prävention vermeidbarer Krankheiten weiterhin gegen die Unter- und Mangelernährung sowie Kindersterblichkeit in der Region gekämpft. In diesem Rahmen führte man auch einen kommunalen Runden Tisch zum Thema „Gesundheit von Frauen und Kindern“ ein, an dem Vertreter_innen verschiedener Institutionen wie dem Bürgermeisteramt und dem Gericht, dem Bildungs- und dem Familienministerium, den Gesundheitszentren oder dem Club junger Umweltschützer_innen teilnahmen.
An diese Maßnahme schloss sich die Durchführung verschiedener Kampagnen an, die sich unter anderem an Frauen in gebärfähigem Alter, Schwangere und stillende Mütter, sowie junge Männer richtete. Die Schwerpunkte dieser Kampagnen bestanden in Informationen zur Geburtenkontrolle und –begleitung, Familienplanung, Prävention von Geschlechtskrankheiten und der Reduzierung vermeidbarer Krankheiten wie Malaria, Dengue und Diarrhoe. Im Rahmen dieser Kampagnen machten Geburtshelferinnen Hausbesuche bei Schwangeren, stillenden Müttern und jungen Frauen, um sie von der Wichtigkeit von Vorsorge- und Nachsorgeuntersuchungen zu überzeugen und über Methoden der Familienplanung zu informieren. Obwohl die Anzahl an Schwangerschaften bei Heranwachsenden noch immer zu hoch ist (21,3% im Jahr 2011) konnte als Ergebnis der Kampagne ein tendenzieller Rückgang von gut 7% verzeichnet werden. In Zusammenarbeit mit den Gesundheitszentren wurden verschiedene Aktionen durchgeführt, bei denen flächendeckend Müll eingesammelt und potenzielle Brutstätten von Krankheitsüberträgern desinfiziert wurden. Durch die Fortbildung von Gesundheitspromotor_innen, die längerfristig als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, wurde die Nachhaltigkeit dieser Projektkomponente gewährleistet.
Auch das Thema sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Kinder griff man mittels zweier Aktionstage und einer Kampagne offensiv auf, die sich inhaltlich an die für die Lehrer_innen ausgerichteten Fortbildungsworkshops zum Thema Familienplanung anschlossen. Auf dem zentralen Platz der Kreisstadt San Rafael del Sur wurde die Kampagne „San Rafael sagt Nein zu Gewalt gegen Frauen und Missbrauch von Kindern“ durchgeführt, an welchem Vertreter_innen von CEDRU, der Gesundheitszentren, des lokalen Menschenrechtsbüros, der Polizei und der Nichtregierungsorganisation ASING-PAVI (Asociación Intergeneracional por la Paz y la Vida, Intergenerationenvereinigung für den Frieden und das Leben) über alle denkbaren Aspekte von Gewalt gegen Frauen und Missbrauch von Kindern, aber auch über deren Rechte informierten. Es wurden große Straßentransparente und ein Flyer erstellt, mit denen Informationen zum Thema vermittelt und Anlaufstellen für Opfer und Angehörige genannt wurden.
Das Thema des Missbrauchs wurde auch im Rahmen von schulischen Aktionstagen im städtischen Gymnasium angesprochen, um Kindern und Jugendlichen Verhaltensweisen zur Vermeidung zu vermitteln und sie über ihre Rechte und öffentliche Beratungsstellen im Falle von sexueller Misshandlung oder zu Familienplanung zu informieren. Auf der Demofinca wurden Workshops für und mit Jugendlichen zum Thema durchgeführt.
Durch diese Maßnahmen konnte das Verschweigen der Problematik beendet und die sich ständig wiederholenden Fälle von innerfamiliärer Gewalt und sexueller Übergriffe auf Minderjährige öffentlich thematisiert werden. Zusätzlich richteten CEDRU und der Verein im Gesundheitszentrum von Masachapa ein Büro ein, das als geschützter Raum für die Betreuung von Opfern sexualisierter Gewalt und zur Beratung in Familienplanung und Prävention von Geschlechtskrankheiten dient.
Auch an Kleinbauern und Familien wurde wieder Saatgut für die Diversifizierung landwirtschaftlicher Produktion und die Anlage von Gärten, sowie eine große Anzahl von Baumsetzlingen verteilt. Auf diese Weise konnte die Zahl von unter- und mangelernährten Frauen und Kindern reduziert werden. Zusätzlich erhielt ein Teil der Zielgruppe kleine Bewässerungssysteme, um eine ganzjährige Gemüseproduktion sicherzustellen. Diese Systeme wurden von den Kleinbauern selbst installiert. Als Ergänzung dieser Maßnahme wurden mehrere Workshops zur Förderung landwirtschaftlicher Produktion und zur Benutzung und Instandhaltung der Systeme durchgeführt.
Um die Zivilgesellschaft zu stärken und eigenverantwortliches Handeln zu fördern, wurden den Teilnehmern des oben erwähnten Runden Tisches zum Thema „Gesundheit von Frauen und Kindern“ fundierte Kenntnisse in der Entwicklung und Ausarbeitung konkreter Projekte inklusive entsprechender Kostenberechnungen vermittelt. Im Ergebnis wurde das Potenzial der Beteiligten gesteigert, eigene Initiativen zu entwickeln, konkrete Vorschläge auszuarbeiten und ihre sozialen Forderungen in die Lokale Agenda einzubringen. Damit wurden auch organisatorische Voraussetzungen für einen kontinuierlichen und strukturierten Dialog zur Erarbeitung eines kommunalen Entwicklungsplans geschaffen. Insgesamt wurden in den Jahren 2009 und 2010 415 Projektvorschläge präsentiert, von denen mehrere dieser Projektvorschläge in den Haushaltsplan integriert werden konnten.
Zusätzlich konnten zivilgesellschaftliche Gruppen mit staatlichen Einrichtungen vernetzt und Synergieeffekte der einzelnen kommunalen Akteure sowie eine intensivere Stärkung der Selbsthilfekräfte der nicaraguanischen Zivilgesellschaft erreicht werden. Hier waren und sind wir auf die Unterstützung dem Bürgermeisteramt von San Rafael del Sur angewiesen, die seit Januar 2009 wieder von Noel Cerda und der örtlichen FSLN geleitet wird. Zusätzlich wurde ein Beitrag zur Realisierung der Grundsätze einer repräsentativen und partizipativen Demokratie, die in der Verfassung Nicaraguas enthalten sind, geleistet.
Das Projekt wurde abschließend als voller Erfolg betrachtet, da die drei Hauptziele auf sehr zufriedenstellende Weise erreicht wurden: Die Grundschulbildung konnte verbessert, die Gesundheit von Frauen und Kindern gefördert werden und die Fähigkeiten und Selbsthilfekräfte lokaler Autoritäten und nichtstaatlicher Organisationen als Repräsentanten von vielfach vernachlässigten Bevölkerungsgruppen auf kommunaler Ebene wurden ausgebaut.
(Dieses Dokument wurde mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Gemeinschaft erstellt. Der Inhalt dieses Dokuments wird ausschließlich vom Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Kreuzberg - San Rafael del Sur e.V. verantwortet und darf keinesfalls so betrachtet werden, als dass er die Position der Europäischen Union wiedergibt.)
Projektname
FOMEDUSA
Laufzeit
2009 - 2012
Projektkosten
400.000 €
Finanzierung
Fördermittel: 300.000 € (EU)
Spendenbedarf: 100.000