USA - Bin Laden - Nicaragua

Iran-Contra-Affäre im Wahlkampf - ein Schuss nach hinten

Daniel Ortega Saavedra, Präsidentschaftskandidat und Generalsekretär der Frente Sandinista de Liberación Nacional (FSLN) richtete noch am Tag der Terroranschläge von New York, Washington und Pittsburgh (11. September 2001) ein Schreiben an den US-Präsidenten, George Bush jr., in dem er im Namen der Partei sein tief empfundenes Mitgefühl ausdrückte. Darin heißt es u.a.: "Wir wenden uns heute an Sie, vereint im Schmerz, der Sie als Nation und Volk umfängt, ein Schmerz, den wir sofort zu unserem machten, zu dem der Sandinisten, unserer Familien, der Convergencia Nacional, der NicaraguanerInnen, denn wir fühlen uns alle als Teil der großen menschlichen Familie."

 

Er verurteilt derlei Akte, die gegen die essentiellen Werte unserer Weltgemeinschaft zielten, und fährt fort: "Wir, die wir den höchsten Idealen und der dringenden Notwendigkeit einer allgemeinen menschlichen Identität verpflichtet sind, fühlen uns einig mit Ihnen, mit Ihrem Volk, im humanistischen Bewusstsein der Verurteilung dieser terroristischen Barbarei und im Leid von Millionen NordamerikanerInnen, die heute vor allem seelisch leiden." Taten wie diese verletzten uns alle und alles und stellten ein Attentat auf unsere höchsten Prinzipien und Überzeugungen dar.

 

"Diese unbeschreiblichen Verbrechen verpflichten uns noch stärker, unermüdlich weiter an der Entwicklung jedes einzelnen von uns zu arbeiten hin zum Verständnis der Einen Welt, von wir alle und jeder Teil sind." (...) "Nehmen Sie, Herr Präsident, (...) unsere tiefsten und aufrichtigsten Gefühle der Solidarität und unsere Gebete entgegen, auf dass wir in unserem Glauben und in unserer spirituellen Inspiration die Kraft finden mögen, um diesem gemeinsamen Schmerz zu begegnen und ihn zu überwinden."

 

Klare, eindeutige Worte. Umso verachtenswerter ist der Versuch der in Nicaragua regierenden Partido Liberal Constitucionalista (PLC) und anderer, rechtsgerichteter Parteien und Organisationen, die FSLN und ihre Führer in die Nähe jener Terroristen zu rücken. Ein demagogischer Versuch, Pluspunkte im Wahlkampf zu machen, ein verantwortungsloses Spielen mit Ängsten der Bevölkerung: "Wir wollen keinen Terroristenfreund als Präsident!"

 

Schon bald nach den Attentaten wird Osama Bin Laden, der Multimillionär aus Saudi-Arabien, als möglicher Drahtzieher bei den Anschlägen genannt, der in afghanischen Camps Terroristen ausbilden soll und für Attentate wie die auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998, bei dem hunderte Menschen zu Tode kamen, verantwortlich gemacht wird. Es ist grotesk, ausgerechnet Ortega und die FSLN mit Osama Bin Laden in, noch dazu "freundschaftliche", Beziehung zu setzen.

 

In der Zeit der Besetzung Afghanistans durch sowjetische Truppen war es die "Central Intelligence Agency" (CIA) der USA, die Osama Bin Laden, die jetzt in Kabul herrschenden Taliban-Milizen und andere "Gotteskrieger" und "Freiheitskämpfer" im Kampf gegen das "Reich des Bösen", wie der damalige US-Präsident Ronald Reagan die Sowjetunion nannte, ausbildete und unterstützte. Osama Bin Laden ist ein Produkt der CIA, ein Geist, den sie nicht mehr los wurde und der sich schließlich - wenn die Anschuldigungen stimmen sollten - gegen die USA wandte.

 

Aber erinnern wir uns: Es war zuvor die CIA, die in Zusammenarbeit mit Israel das so genannte Iran-Contra-Geschäft organisierte, aus dem Schwarzgelder zum Waffenkauf für die Contras resultierten. Nutznießer dieser Geheimdienstaktion, in die der Terroristenchef Osama Bin Laden über die CIA aktiv verwickelt gewesen sein soll, waren also genau diejenigen, die jetzt mit schmutzigen Fingern auf Daniel Ortega und die FSLN zeigen. Denn zum Parteiensammelsurium unter Leitung der PLC gehört auch die zur Partei mutierte Ex-Contra-Organisation "Resistencia Nicaragüense", die in den 80er Jahren mit genau diesen, u.a. von Bin Laden organisierten Waffen unsagbares Leid unter der Bevölkerung Nicaraguas anrichtete. Wie könnte die FSLN, wie könnte namentlich ihr Präsidentschaftskandidat Daniel Ortega also ein Freund dieser Terroristen um Osama Bin Laden sein? Bleibt zu hoffen, dass Nicaraguas Wählerschaft dieses verabscheuungswürdige Manöver der PLC und ihrer Alliierten durchschaut und am 4. November ihnen dafür die Quittung präsentieren wird.